Virtuelle Universität Schwerin
Sehr geehrter Herr Rissberger,
Ihre überzeugende Idee von der Gründung einer Virtuellen
Universität in Schwerin findet meine weitgehende
Unterstützung. Aus meinen langjährigen Erfahrungen als
Hochschulprofessor an der Technischen Universität Berlin,
Vorsitzender von Lehre/Studienkommissionen und
Diplomprüfungsausschüssen sowie als Gründer der TEIA - das
ist der Name unserer TELES European Internet Academy - kenne
ich die Probleme der studentischen und der berufsbegleitenden
Aus- und Weiterbildung an den herkömmlichen
Bildungseinrichtungen.
In Europa haben wir in den letzten Jahrzehnten die
verschiedensten ZivilisationsBewegungen aus den USA
übernommen. Eine der größten und wichtigsten
Zivilisations-Bewegungen der letzten 10 Jahre in den USA haben
wir allerdings ignoriert, die berufliche
Weiterqualifikations-Bewequng. Wenn ich die verschiedenen
Zahlenangaben dazu und meinen persönlichen Augenschein
richtig interpretiere liegt die
Weiterqualifikations-Intensität in Deutschland
dementsprechend bei nur etwa 10% der
Weiterqualifikations-Intensität in den USA.
Volkswirtschaftlich etwas überspitzt formuliert heißt das:
Wir vertrauen hier auf die Qualität unserer Autos, nicht auf
die Qualifikation ihrer Käufer. Die scheinbare Binsenweisheit
"Autos kaufen keine Autos" ist die Metapher für die
Gefährdung des Wohlstandes, die diesem Denkmuster innewohnt.
Soll diese Gefährdung abgewandt werden, bedarf es eines
wahrhaft Herzog'schen Rucks in unserer Bildungslandschaft. Das
neue Potential der WebLearning-Techniken scheint der geeignete
Treibsatz dafür zu sein. Mit unserer TEIA arbeiten wir an
einer Initialzündung.
Webbasiertes Lernen bietet nun mal jedem die Möglichkeit nach
seinen individuellen zeitlichen und intellektuellen
Fähigkeiten zu studieren. Das ist eben einer der großen
Vorteile dieses neuen Mediums.
Warum soll ein begabter, fleißiger Student nicht die
Möglichkeit haben, in einem Jahr das gleiche Wissen zu
verarbeiten, für das andere Studenten 3 Jahre benötigen.
Wenn hier herkömmliche Kriterien angelegt werden, werden wir
weder den Anforderungen des Marktes nach flexibleren
Ausbildungsgängen, noch den Anforderungen der Menschen
gerecht, die sich gegenüber neuen Medien aufgeschlossen
zeigen.
Mit freundlichen Grüßen

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